Dorf vor Veränderung
Bewohner des Neubaus trafen sich im Gemeinschaftshaus
Der Leerstand von mehr als 50% über Jahre hinweg hat seine Spuren hinterlassen. Feuchtigkeit dort, wo sie nicht hingehört, Schimmel, der weiter an der Substanz nagt, Fenster, die eher durchlässig als dicht sind: In vielen Wohnungen des Neubaus gehören diese und weitere Dinge seit langem zum Alltag, sorgen für hohe Heizkosten und auch immer wieder für Unwohlsein der jeweils betroffenen Menschen. Die unsanierte, vom Wetter stark gebeutelte Westseite des Wohnblocks verschärft die Problematik. In der Summe ein Umfeld, das man sich deutlich anders wünscht. Das hat weitere Folgen: Der Leerstand ist teuer, da alle Grundkosten wie Anschlüsse, Versorgungen und Abgaben für die gesamte 24-er Einheit zu leisten sind. Kosten, die letztlich auf alle Mieter umgelegt werden müssen, bei gleichzeitigem Wertverfall des Bauwerkes ein „Fass ohne Boden“ mit in der Zukunft weiter steigenden Belastungen für die Bewohner.
Leerstehende Wohnungen im Block unvermietbar
Viele Anfragen nach Wohnmöglichkeiten in Thandorf gibt es im Laufe eines Jahres bei mir als auch bei anderen. Weder Alleinstehende, noch Paare und schon gar nicht Familien können sich jedoch (mit ganz wenigen Ausnahmen und auch die zumeist nur für ganz kurze Zeit) den Bezug einer Wohnung in der Wohneinheit vorstellen. Damit schließt sich der Kreis: Leerstehende Wohnungen tragen weiter zum Verfall bei. Für die verbleibenden Mieter erhöht sich die Problematik durch ungeheizte Nachbarwohnungen und fehlendes Nachbarschaftsklima. Nicht mehr lange, und die Situation wird zusätzlich zum Sicherheitsrisiko; denn offensichtlich in größerer Zahl leerstehende Wohnungen ziehen Zeitgenossen an, die ihre kriminelle Energie gerne ungestört und unbemerkt in Aufgängen mit nur wenigen oder gar nur einer bewohnten Wohnung ausleben. Seit längerem beobachten wir als Gemeinde und die Wohnungsbaugesellschaft die Gesamtentwicklung mit Sorge und befassen uns damit. Was tun unter Berücksichtigung aller aufgeführter Aspekte? Eine Komplettsanierung ist unbezahlbar, bedeutete in der Konsequenz deutliche Zusatzbelastungen über die Miete und führt nicht zu einer Lösung der Gesamtproblematik; denn leer und ungewollt bleibt leer und ungewollt.
Wohnblock wird abgerissen, Information erfolgte heute
Nachdem in den vergangenen Wochen Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung der Wohnungsbaugesellschaft sowie die Gemeindevertretung -jeweils einstimmig- dem Vorgehen nach gründlicher Abwägung und in gemeinsamer Verantwortung zugestimmt haben steht jetzt fest: Der Wohnblock wird abgerissen. In meinem Verständnis von Verantwortung als Bürgermeister ist es mir, wie jedem Mitglied im Team der Gemeindevertretung, äußerst wichtig, auch eine schwierige, unpopuläre, für manche so unverständliche wie ungeliebte, dennoch aber in der Gesamtbetrachtung notwendige Entscheidung klar, eindeutig und offen zu kommunizieren. Nicht über Gerüchte, nicht über Dritte, nicht über die Presse. Aus diesem Grunde haben wir für heute Abend alle Bewohner des Neubaus eingeladen, aus diesem Grunde wurden heute alle Betroffenen zur gleichen Zeit direkt angesprochen und über die Beweggründe sowie über die weiteren Schritte informiert. In den folgenden Wochen werden nun mit jedem Bewohner und jeder Bewohnerin im Gespräch Möglichkeiten für die Zukunft erörtert, die den individuellen Bedürfnissen und Wünschen eines jeden betroffenen Menschen weitmöglichst gerecht werden.