Geschichte des Dorfes

Eines der ältesten Bauerndörfer im ehemaligen Fürstentum Ratzeburg

Im Hufenregister des Bistums Ratzeburg von 1292 wird erstmals der Ort Niendorpe / Thundorpe erwähnt. Zu dieser Zeit gab es das Bistum Ratzeburg schon fast 150 Jahre - dessen Gründung geht zurück auf Heinrich den Löwen, der 1154 den Bischof von Ratzeburg einsetzte.

1334 werden Sülsdorf und Thandorf von Erben des Ritters Otto von Plön zunächst an den Herzog Erich von Lauenburg verkauft, der die Flecken an das Ratzeburger Domkapitel weitergibt.

Von Otto von Plön zeugen heute noch die Reste einer Burganlage bei einem Waldstück nahe Schlagsülsdorf.

In Thandorf wird 1468 zum ersten Mal die Familie des Bauern Otte genannt, aus der in den kommenden Jahrhunderten die Dorfschulzen hervorgingen. 1793 errichten die Ottes den Schulzenhof neu: heute ist er als Uhlenhof bekannt. Die Thandorfer Dorfschulzen hatten zu ihrer Zeit das Recht, im Rat zu Ratzeburg "bewehrt", also mit Waffen, zu erscheinen.

Will man die Geschichte von Thandorf und Umgebung verstehen, so empfiehlt sich ein Blick auf die Historie des Bistums, später Fürstentums, Ratzeburg, dessen Teil das Dorf über Jahrhunderte hinweg war.

Die Geschichte des Dorfes selbst findet sich mit allen derzeit bekannten Details in der "Familiengeschichte des Kirchspiels Schlagsdorf" von Eberhard Specht wieder, aus der hier zitiert werden darf.


Unterm Krummstab war gut leben

Nach dem Westfälischen Frieden entstand 1648 aus dem Hochstift das Fürstentum Ratzeburg, zu dem auch Thandorf weiterhin gehörte. Im Gegensatz zu den anderen Teilgebieten im Herrschaftsbereich der mecklenburgischen (Groß-) Herzöge gab es im Ratzeburger Land keine Leibeigenschaft und Großgrundbesitzer, sondern nur freie Bauern, weil Bischof und Kapitel anders als der Adel seit jeher keinerlei Interesse am Bauernlegen und am Errichten von Gütern besaßen. Der "Krummstab", unter dem es sich gut lebte, war der Stab des Bischofs zu Ratzeburg, dessen Grundsätze auch im Fürstentum beibehalten wurden.

Die durchaus eigenständige Kultur des ehemaligen Fürstentums dokumentiert das Volkskundemuseum in Schönberg.

Im Hamburger Vergleich von 1701 wurde das Fürstentum Ratzeburg wertvollster Gründungsbestandteil für Mecklenburg-Strelitz. Zwischen beiden Landesteilen, dem Fürstentum Ratzeburg und der vormaligen Herrschaft Stargard, lag nun Mecklenburg-Schwerin in seiner ganzen Breite – das Fürstentum war fast 200 km entfernt von der Residenz in Strelitz. Dadurch wurde eine Zentralverwaltung von Strelitz aus von vornherein ausgeschlossen, und auf dem Domhof Ratzeburg blieb eine fast völlig selbständige Verwaltung bestehen. Das Fürstentum wurde nicht in Mecklenburg-Strelitz einverleibt, sondern behielt seine von Strelitz getrennten Behörden, und wurde von den meisten Herzögen nicht einmal betreten.

Im Großen Nordischen Krieg (1700–1721) wurde das Fürstentum von dänischen Truppen verheert, die auf das damals schwedische Wismar anrückten. Etwa 30 Kilometer entfernt von Thandorf, bei Wakenstädt, siegten schwedische Truppen gegen die Verbündeten dänischen und sächsischen Truppen am 20. Dezember 1712 bei Gadebusch. Über ein Jahrhundert später, 1814, wurde die Regierung des Fürstentums auf dem Ratzeburger Domhof aufgelöst und statt ihrer eine Landvogtei in Schönberg eingerichtet. Aus dieser Zeit lagen in Thandorf einige Dokumente vor, die zeigten, daß die Befreiungskriege und die Zeit danach am Dorf nicht gerade spurlos vorübergegangen sind.

Von der Demokratischen Bewegung der Revolutionsjahre 1830 und 1848 wurde das Fürstentum Ratzeburg verhältnismäßig wenig ergriffen – es blieb dort "alles beim alten". Großherzog Friedrich Wilhelm regierte von 1860 bis 1904 sein anfangs überschuldetes Land Mecklenburg-Strelitz mit einem harten Sparkurs. Ein kultureller und wirtschaftlicher Stillstand trat ein. Das vormals reiche Fürstentum Ratzeburg wurde buchstäblich ausgesogen, da das ärmere Land Stargard die Schuldenlast nicht decken konnte.


Das 20. Jahrhundert

1918 erlosch mit dem Ende der Monarchie in Deutschland auch das Fürstenhaus und Mecklenburg-Strelitz wurde Freistaat. Das bisherige Fürstentum Ratzeburg erhielt nun den Namen "Land Ratzeburg".

Der Ratzeburger Domhof und die Exklaven kamen 1937 durch das Groß-Hamburg-Gesetz an den Kreis Herzogtum Lauenburg, dafür fiel das bis dahin Lübecker Dorf Utecht an Mecklenburg.

1945 fielen durch Veränderung der innerdeutschen Grenze im sogenannten Barber-Ljaschtschenko-Abkommen die historisch zum Ratzeburger Land gehörenden Gemeinden Ziethen, Mechow, Bäk und Römnitz ebenfalls an den Kreis Herzogtum Lauenburg und lagen ab 1949 in Schleswig-Holstein. Thandorf, Schlagsülsdorf und Utecht mit Campow verblieben auf der mecklenburger Seite und waren damit zunächst Gemeinden der sowjetischen Besatzungszone, später der Deutschen Demokratischen Republik. Die hier gezeigte Karte aus dem Jahr 1953 zeigt das Gebiet aus zeitgenössischer Sicht.

Die von Barber und Ljaschtschenkow vereinbarte Gebietsveränderung wurde auch nach der Wiedervereinigung aufrechterhalten: so gehören Utecht, Thandorf und Schlagsülsdorf heute zum Bundesland Mecklenburg-Vorpommern.

(Quellen: Wikipedia - siehe Verlinkungen, Grenzhus Schlagsdorf)

Die Chroniken

Während des zweiten Weltkrieges und in den Gründerjahren der DDR wurden in Thandorf und Schlagsülsdorf Chroniken verfasst, handschriftlich abgeschrieben und weitergereicht. Besonders Hans Meese, seines Zeichens Lehrer in Thandorf, hat sich als Chronist dabei verdient gemacht.

Abschriften dieser Chroniken, die auch eine der Grundlagen für das Buch von Eberhard Specht über die Familiengeschichte des Kirchspiels Schlagsdorf sind, werden in einigen alteingesesssenen Thandorfer und Schlagsülsdorfer Haushalten bis heute als Familienerbe gehütet und geschätzt.

Mittlerweile liegt ein großer Teil dieser Chroniken gescant zum Download als PDF hier vor. Der Dank dafür gebührt dem Dorfverein und vor allem Anja Schaeper.