Der Kampf gegen den Gärreste – Behälter


Aus der Gemeinde

Anfang 2008 wurde Thandorf aus seiner Ruhe und seinem Frieden aufgeschreckt: Am Rande des Ortes, gegenüber des Neubaus und nur 60 m vom nächsten Wohnhaus entfernt, soll ein Gärreste – Behälter gebaut werden!

Der zugereiste Investor und derzeitige Bürgermeister der Gemeinde Bülow, Klaus Babbe, stellte den Antrag auf Bau des Behälters, in dem Gärreste anderenorts geplanter Industrieanlagen zwischengelagert werden sollen.

Der aktuelle Stand Mitte Oktober 2008, zehn Monate nach dem Offenlegen des Bauvorhabens:

  • Im Landtag ist die Petition gegen die Baugenehmigung anhängig, eingereicht von Wolfgang Reetz. Eine Entscheidung der Abgeordneten ist offen.
  • Im Landratsamt ist das Hilfegesuch bei der Landrätin Birgit Hesse anhängig, gestellt von Wolfgang Reetz und Friederike de Groot. Eine Reaktion steht aus.
  • Im Landkreis ist der private Widerspruch, eingereicht von Wolfgang Reetz namens weiterer betroffener Bürger, gegen die Baugenehmigung anhängig. Eine Entscheidung ist offen.
  • Im Landkreis ist der Widerspruch der Wohnungsbaugesellschaft Radegastal anhängig, eingereicht von der Geschäftsführung. Eine Entscheidung ist offen.
  • Im Landkreis ist der Widerspruch der Gemeinde anhängig, eingereicht auf Beschluss der Gemeindevertretung. Eine Entscheidung ist offen.
  • Im Landkreis ist der „Antrag auf Aussetzung der Genehmigung“ anhängig, eingereicht von der Gemeinde, der Wohnungsbaugesellschaft und Wolfgang Reetz. Eine Entscheidung ist offen.

Werden die Widersprüche sämtlich verworfen, so ist der nächste Schritt bereits heute vorsorglich in Vorbereitung: Die Klage vor dem Verwaltungsgericht.

NOCH aber haben wir die Hoffnung nicht aufgegeben, dass es eine außergerichtliche Lösung und Einigung geben könnte. An uns, den Bürgern und Einwohnern von Thandorf, wird das nicht scheitern.

Die Historie des Widerstands unseres kleinen Dorfes:

Nachdem Klaus Babbe in „seiner“ Gemeinde Bülow mit dem Vorhaben gescheitert war und auch Gadebusch das Ansinnen verwehrte, suchte er sich nun eine der kleinsten Gemeinden aus um sein Ziel zu erreichen. Mit Widerstand wurde eher wenig gerechnet – doch diese Rechnung ging nicht auf.

Schnell zeigte sich, dass der Bauantrag unter Vorgabe wahrheitswidriger Angaben gestellt war, so wurde u.a. eine veraltete, die heutige Wohnbebauung verschwinden lassende Luftbildaufnahme beigefügt und auch die Angaben über die Verkehrs- und Geruchsbelästigungen erwiesen sich schnell als zumindest „geschönt“, in Teilen auch falsch.

Nachdem im März die Gemeindevertretung das sogenannte „gemeindliche Einvernehmen“ verwehrt hatte, wurden Unterschriften der Bürger und Einwohner gesammelt: Rund 180 Menschen (von 186 Einwohnern!) zeigten so ihren Protest. So kam es zu einer ersten Ortsbegehung durch die zuständigen Ämter, zu dem durch engagierte Einwohner flugs auch die Presse hinzugezogen wurde. Die Folge waren umfassende Berichte in den LN und der SVZ, das Dorf begann, sich aktiv zu wehren.

Doch aller Bürgerwille und alle nachweisbaren Argumente zählten für die Behörde nicht: Dem Bauantrag wurde statt gegeben, das Ansinnen der Bürger und der Gemeinde mit allen sachlichen Begründungen schlichtweg „überplant“, wie es im Amtsdeutsch für „Ignorieren des Bürgerwillens“ verniedlichend heißt!

Um die Aufmerksamkeit zu erlangen wurden nun Plakate gefertigt und im Dorf aufgehängt, fast täglich berichtete die Presse über unseren Kampf. Schließlich kam es erst zu einer Einwohnerversammlung, auf der die „Strategie des Verhinderns“ vorgestellt wurde, darauf hin fanden sich dann beteiligte Dritte wie Landrat Erhard Bräunig, das Amt für das Biosphärenreservat und Investor Babbe für ein Lösungsgespräch mit den Gemeindevertretern in Thandorf ein.

Begleitet vom massiven Protest der vor der Tür ausgesperrten Bürger wurde so ein tragbarer Kompromiss ausgehandelt, es schien als sollte der Friede wieder kehren in unser Dorf. Doch gefehlt: Jetzt war es das Amt für das Biosphärenreservat, so wurde vom Landrat auf Anfrage von Wolfgang Reetz schriftlich bestätigt, das den Kompromiss boykottierte. Von dort war ab sofort keine Stellungnahme mehr zu bekommen – eine neue Definition vom „bürgernahen Amt“.

Parallel zu allen Maßnahmen ist unter massiver und engagierter Hilfe der Familie Beyer, Christel Kittlaß und Friederike de Groot eine „Streitkasse“ eingerichtet und von Wolfgang Reetz der Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Stefan Korf, mit der Wahrnehmung der Dorfinteressen beauftragt worden.

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