Demonstration an der Wakenitzbrücke
An der Brücke über die Wakenitz bei Rothenhusen kam es heute zu einer Demonstration von - nach Angaben der Veranstalter - ca. 300 Einwohnern. Ihre Forderung: die Fertigstellung der Brücke, und zwar möglichst bald.
Die Wakenitzquerung für Kraftfahrzeuge hätte schon Ende Februar wieder eröffnet werden sollen, nachdem sie seit August letzten Jahres wegen eines Neubaus voll gesperrt war. Durch die Winterkälte bedingte bauliche Verzögerungen verhinderten die rechtzeitige Fertigstellung. Da die Baustelle ein einem ausgewiesenen Artenschutzgebiet gelegen ist, besteht jetzt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) auf einem vorläufigen Baustopp, nachdem die für den Bau verantwortlichen Behörden eine Ausgleichszahlung abgelehnt haben. Für den BUND haben "Otter, Eisvogel, Kiebitze, Bekassinen, Amphibien und weitere bedrohte und nach europäischen Recht geschützte Arten mitten in ihren ebenfalls europaweit geschützten Lebensräumen" Vorrang vor den wirtschaftlichen Interessen der Anwohner, die allerdings erheblich sind: Da zeitgleich die Ortsdurchfahrt Schattin wegen Straßenbauarbeiten für den Durchgangsverkehr voll gesperrt ist, bedeutet die Brückensperrung für die Einwohner der Gemeinden Utecht, Campow, Thandorf, Schlagsdorf sowie dem Hinterland Umwege von bis zu 30 Kilometern bei ihren täglichen Wegen zur Arbeit, Schule, oder zum Kindergarten. Die medizinische Notfallversorgung leidet extrem: das Universitätsklinikum in Lübeck ist bei Notfällen de facto nicht mehr erreichbar, eine Versorgung von Schwerin aus wäre notwendig. Die Anfahrtszeit von Schwerin aus beträgt ca. 50 Minuten. Betriebe, die auf Kundschaft aus dem Westen angewiesen sind, haben schon seit Beginn der Brückenbauarbeiten im August 2008 mit massiven Umsatzeinbußen zu kämpfen und stehen vor dem wirtschaftlichen Ruin: geht es nach dem BUND, ist eine Beendigung des Brückenbaus und die Freigabe der Brücke erst nach dem Ende der Brutzeit der bedrohten Arten, also frühestens im Herbst, möglich. Dem BUND setzen die Einwohner ein weiteres Argument entgegen: der Anfall von mehreren Tonnen Kohlendioxid, der durch die zusätzlichen Fahrkilometer entsteht, bedroht die Umwelt in Zeiten der heraufdämmernden Klimakatastrohe entschieden mehr als ein zügiges Ende der Baumaßnahmen. Sollte der BUND sich auch vor Gericht diesem Argument verschließen, wird er einen massiven Schaden an seiner Glaubwürdigkeit und Reputation auch bei Einwohnern hinnehmen müssen, die der Arbeit des BUND bisher sehr aufgeschlossen gegenüberstanden. Der BUND bemüht sich derweil um Schadensbegrenzung und weist die Schuld am Baustopp den Baubehörden zu, die zuwenig getan haben, um vereinbarte Termine einzuhalten, und damit gegen geltendes Naturschutzrecht verstoßen haben. Mit Schuldzuweisungen ist den Einwohnern jedoch nicht gedient: Sie sind nicht bereit, die Folgen der Fehler, die am Verhandlungstisch gemacht wurden, weiterhin auszubaden. Für sie ist es nicht nachvollziehbar, welche konkreten Schäden bedrohte Arten an den wenigen Arbeitstagen nehmen würden, die zum Abschluß der Brückenbauarbeiten an der ehemaligen innerdeutschen Grenze ausreichen würden. Weitere Demonstrationen sind bereits angekündigt.