Offizielle Eröffnung des Windparks Rieps


Aus der Gemeinde

Ein Kommentar

Nein, ich habe die Eröffnungsveranstaltung trotz der Einladung nicht besucht. Warum sollte ich mir salbungsvolle, die Realität verdrehende und selbstbeweihräuchernde Worte zur Eröffnung eines Windparks anhören, den die betroffenen Gemeinden einmütig abgelehnt haben und für den dann dieses Votum nonchalant und nahezu kommentarlos von übergeordneten Behörden in eine Zustimmung verdreht wurde? Erfreulich kritisch und die Meinungsvielfalt berücksichtigend weist die Verfasserin des SVZ-Beitrages vom 25.05.2024, Sarah Heider, in ihrem Beitrag auf diese Widersprüche hin, ganz anders als mve-Geschäftsführer Torsten Hinrichs, ohnehin bekannt für seine aggressive Rhetorik auf zahlreichen Veranstaltungen.

Beschämend dessen Aussage „Wenn wir es nicht machen würden, täten es andere“ – ja, das ist sicherlich zutreffend, leider. Andererseits ist gerade so ein „Argument“ ein moralisches Armutszeugnis, damit ist letztlich jedes Verhalten zu rechtfertigen. Es ist doch deutlich: Die Betreiber sind keine Gutmenschen, die gerne die Bürger und Bürgerinnen an Projekten beteiligen und sie daran partizipieren lassen. Sie tun, es, weil sie es müssen, und das auch nur auf dem niedrigsten erzwungenen Level. 314 von 3.500 Einwohnende, also 8,9 %!, sollten die Chance bekommen, EUR 40,00 pro Jahr -vor Steuer!- über das Sparprodukt zu verdienen. Herr Hinrichs ist nun erstaunt, „das so viele Menschen bereit sind, für die Energiewende zu investieren“: Auch das ist unzutreffend; zum einen haben manche mehr als die 500,00 EUR Mindesteinlage zugesprochen bekommen, was nur möglich war weil eben nicht 314 Einwohnende investieren wollten und daher mehr vom Kuchen, besser: den Krümeln, für höher Investierende verfügbar war, zum anderen investieren die meisten nicht in die Energiewende, sondern betreiben Schadensbegrenzung. Mit Akzeptanz hat das rein gar nichts zu tun.

Dies insbesondere im Hinblick auf die permanente Lärmbelastung, gefühlt starten jede Nacht durchgängig klappernde Kleinflugzeuge in vordem ruhigen Wohnumgebungen. Bedenkt man dann noch, dass es nördlich der Dörfer hier Flächen gegeben hätte, die 3.000+ Meter von der nächsten Wohnbebauung entfernt liegen, statt dessen aber auf den Mindestabstand von 1.000 Metern auf der bestehenden engen Fläche zurückgegriffen wurde, ist es schwer dafür Verständnis zu entwickeln.

Das die sechs Anlagen die Energiewende vorantreiben, ist bei allem ebenfalls in Zweifel zu ziehen. Man spargelt auf Anordnung 2,1% der Landesfläche zu – statt zu fragen: „Wieviel Strom brauchen wir?“ und dann bei immer effizienteren Anlagen die Mühlenzahl festzulegen, und nicht die Fläche. Doch der Fachkräftemangel ist eben überall sichtbar, besonders auch auf Regierungsebene in Bund und Land – mit Projektgesellschaften als willfährige Erfüllungsgehilfen. Jedem das seine und mir das Meiste: Das Motto der Handelnden. Bürgerwille? – egal. Kommunale Selbstverwaltung? – egal. Schutzgebiete? – plötzlich auch egal. Außer, jemand stellt eine verankerte Sitzbank im Außenbereich auf! Das bedroht schutzwürdige Flora, Fauna und die Existenz des Landes. Wie meinte Stefan Sternberg, Aufsichtsratsvorsitzender Energieverbund Nord? „Einwohner müssen sehen, dass die Windparks auch Vorteile bringen“. Genau: 40,00 EUR im Jahr für 8,9% der Anrainer bei gleichzeitiger Belastung von 91,1% selbiger. Welche sonst noch, Herr Sternberg? Und „müssen“ tun die Menschen schonmal gar nichts.

Akzeptanz für die Windräder wird es erst dann geben, wenn die Anlagen die Haushalte direkt versorgen und nicht über verschlungene Umwege mit aufgeblasenen, künstlichen Strukturen. Geht nicht? Geht! Nordische Länder, insbesondere Norwegen, machen es vor, doch seit wann nimmt Deutschland gute Ideen Dritter an. Wir sind es schließlich, die alles besser wissen und alles besser können. Sieht man ja an Wachstumsraten der Wirtschaft, Zufriedenheitsraten der Einwohner, Ergebnissen des Bildungssystems, der Digitalisierungsstruktur und dem Sanierungsstau in der Infrastruktur.

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