Jahreshauptversammlung 2015
Zur diesjährigen Hauptversammlung traten sowohl der Wehrführer als auch sein Stellvertreter zurück, ebenso Kassenwartin und Schriftführerin.
Die Begründung fasste Jochen Krummsee in seinem Bericht des Wehrführers zusammen:
Bericht des Wehrführers
Vor fünf Jahren habe ich die Aufgabe des Wehrführers der Gemeinde Thandorf mit Stolz übernommen. Dies ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, die nichts mit Heldentum und Action zu tun hat, und ich bin immer noch stolz darauf, Wehrführer zu sein.
In der Freiwilligen Feuerwehr bin ich bereits seit 17 Jahren. In dieser Zeit habe ich viele Aufgaben übernommen, dafür Lehrgänge absolviert und Verantwortung getragen.
Ich habe mich um die Jugendfeuerwehr gekümmert - eine sehr zeitintensive Aufgabe. Dennoch war ich gleichzeitig auch in der Wehr selber tätig. Das entspricht praktisch einem Ausbildungstermin pro Woche, dazu kam noch die Vorbereitungszeit.
Dann kam die Zeit, in der ich als Gruppenführer eingesetzt wurde. Dabei waren die Ausbildungseinheiten zu planen und durchzuführen. Dies war und ist immer noch eine sehr zeitaufwändige Angelegenheit. Wie auch zuvor habe ich mich diesen Aufgaben gestellt, ohne dabei zu klagen.
Während der gemeinsamen Zeit von Rieps, Utecht und Thandorf als RUTh wurde es für mich richtig stressig. Die Planung der gemeinsamen Ausbildung der drei Wehren lief neben der 14-täglichen Ausbildung. Auch nachdem ich Wehrführer der Gemeinde Thandorf war, blieben sämtliche Aufgaben, die ich vorher schon in Thandorf inne hatte, mir erhalten.
Wie vielleicht noch erinnerlich ist, gab es schon einmal eine Jahreshauptversammlung, auf der dies Thema war. Dort waren auch Kameraden aus Utecht und Rieps zugegen. Damals hatte man mich offensichtlich nicht richtig verstanden.
Danach versuchte ich, die Aufgaben zu verteilen, da es ja hieß, ich mache zu viel alleine. Um ganz ehrlich zu sein: ab da klappte gar nichts mehr. Absprachen, die getroffen waren, wurden nicht eingehalten. Dafür blühte die Gerüchteküche. Mitnichten blieb im Gemeindehaus, was im Gemeindehaus besprochen wurde. Auch vor meiner Person wurde dabei nicht Halt gemacht.
Warum auch immer das so war - dort begannen unsere Probleme. Der Unmut wurde größer und der Frust wuchs von Tag zu Tag. Es war zu merken, daß das Vertrauen und - noch wichtiger - der Respekt gegenüber den anderen dahinschwand.
Ob wir zu unsensibel an diese Problematik herangegangen sind, ob Stolz, Ego oder persönliche Sachen dabei eine Rolle gespielt haben, kann ich heute nicht mehr sagen. Dass diese Sache so aus der Bahn geraten ist, verstehe ich bis heute nicht. Alle wollen eine Feuerwehr - nur die Verantwortung dafür, die will keiner? Nun, es ist immer leichter, zu kritisieren, als zu handeln.
Dadurch erhöhte sich auch der Druck auf meine Person, auch vor dem Hintergrund meiner beruflichen Arbeit. Deshalb habe ich im Mai letzten Jahres die Reißleine gezogen. Wenn die Gesundheit betroffen ist, dann ist für mich Schluß mit lustig.
Wenn ich eine Aufgabe übernehme, dann zu einhundert Prozent und nicht weniger. Deshalb habe ich mich entschieden, als Wehrführer der Gemeinde Thandorf zum heutigen Tage zurückzutreten. Dies ist definitiv nicht mehr verhandelbar.
Grußworte der Gemeinde
von Bürgermeister Wolfgang Reetz: Im Namen der Gemeindevertretung Thandorf und im Namen aller Einwohnerinnen und Einwohner überbringe ich heute Abend die Grüße an die Kameradinnen und Kameraden der FFW Thandorf zu ihrer Jahreshauptversammlung 2015. Ich verbinde diese Grüße mit dem Dank für eure Bereitschaft, sich diesem wichtigen Ehrenamt zur Verfügung zu stellen, sich zu engagieren und seine Zeit zum Gemeinwohl aller einzubringen.
Der besondere Dank gilt an dieser Stelle unserem scheidenden Wehrführer Jochen und auch seinem ebenfalls scheidenden Stellvertreter Tobias.
Jochen, ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft in den Jahren deiner Amtszeit wir bei mir im Büro zusammen saßen und die Möglichkeiten, die Ziele und die Entwicklung – aber auch die Probleme und die immer wieder aufgrund höherer Vorgaben „klemmende“ Haushaltssituation der FFW zu besprechen. Du hast das in deinen Möglichkeiten stehende getan, du hast dich mit viel Herzblut der Sache gewidmet und immer nach Wegen gesucht, deine Ideen und Gedanken in die FFW einfließen zu lassen. Mehr, als es deiner Gesundheit gut getan hätte, mehr als es deiner beruflichen Situation zumutbar gewesen wäre. Dafür gebührt dir unser Dank und wir alle wünschen dir für deine Zukunft alles erdenklich Gute!
Auch du, Tobias, hast heute dein Amt als stellvertretender Wehrführer zurückgegeben. Auch dir gilt für deinen Einsatz und deine Bereitschaft unser aller Dank. Auch du hast es nicht leicht gehabt in dieser Funktion, verschiedene Gründe waren dafür auslösend und maßgeblich. Umso mehr spreche ich dir meinen Dank und meine Achtung dafür aus, dass du auch in dieser schwierigen, von Unsicherheit gezeichneten Situation der Feuerwehr weiterhin zur Verfügung stehst! Heute erstmal danke ich dir noch einmal für deine Zeit als Stellv. Wehrführer und wünsche dir und deiner jungen Familie im Namen aller ebenfalls alles erdenklich Gute!
Diese Jahreshauptversammlung heute steht unter ganz besonderen Vorzeichen. Das Umfeld und die Rahmenbedingungen haben sich verändert – und diesen Veränderungen ist Rechnung zu tragen. Ein schwieriger Prozess, denn viel einfacher und vor allem bequemer wäre es doch, so weiter zu machen wie bisher. Wenn wir denn eine Wehrführung hätten. Haben wir aber nicht, geht also nicht.
In den vergangenen Jahren und besonders in den letzten Monaten sind im Zuge des Prozesses auf allen Seiten Fehler vorgekommen, in Worten wie auch im Tun oder im Lassen. Wer sich davon frei fühlt, der werfe hier den ersten Stein!
Ich für meinen Teil entschuldige mich hier und an dieser Stelle ausdrücklich für Äußerungen, die zu Missverständnissen einluden. Dazu gehört insbesondere eine Aussage, von der ich erst vor ein paar Tagen, fast acht Monate danach (!), Kenntnis erlangt habe: Eine Äußerung im Zusammenhang mit dem Unfall während des Teichfestes. Wie auch immer der genaue Kontext und wie auch immer die genauen Worte gewesen sein mögen: Ich entschuldige mich dafür.
Gleichzeitig entschuldige ich mich auch für Äußerungen, die mir nur zugeschrieben worden sind.
Es wird geredet, dass „ein paar Kameradinnen und Kameraden sich von der Gemeinde verschaukelt fühlen“. Nun ja, es gab Wochen, in denen es immer hin und her gegangen ist. Utecht ja, Utecht (auf deren Wunsch!) nein. Rieps will nicht, Rieps will doch. Die FFW spricht mit Rieps von FFW zu FFW (vereinbart im Vorstand) – das Gespräch fand nie statt. Ich stelle fest: Manchmal scheint eine offene Kommunikation, im Zuge derer über den jeweils zu einem Zeitpunkt aktuellen, keinesfalls aber endgültigen Stand informiert wird, falsch. Wenn wechselnde aktuelle Stände als „verschaukeln“ empfunden werden, dann sollte man wohl besser alles fertig machen und nur das endgültige Vorgehen kommunizieren. Nicht mein Weg, denn ich möchte stets alle Betroffenen über die Entwicklung und die Zwischenstände informiert wissen und Mitgestaltungsmöglichkeiten geben, auch wenn es im Zuge dessen mal hin und mal her geht……schade aber, wenn das dann so ausgelegt wird.
Manches hätten alle Beteiligten sich anders und vieles besser gewünscht, jetzt aber geht es darum, die Zukunft möglich zu machen.
Für die Gemeinde nenne ich an dieser Stelle noch einmal zwei Eckpfeiler, einen zurück blickend und einen voraus blickend:
- Die Neuanschaffung des Einsatzfahrzeuges war richtig. Es wurden zwei gravierende Missstände darüber beseitigt, zum einen die Wasserführung und zum anderen die Transportfrage. Dabei bleibe ich, auch wenn innerorts und außerorts, FW-intern und FW-extern diese Anschaffung immer wieder und bis heute kritisiert wird.
- Wenn es zu einer gemeinsamen Wehr mit Schlagsdorf kommt, dann bleibt der Standort Thandorf als Löschgruppenstandort erhalten. Das ist nie anders gesagt worden! Zwischen den Vertragspartnern besteht darüber absolute Einigkeit, wenn auch in dieser Sache das Vorgehen anderswo in der Kritik steht. Doch noch einmal: Wir bleiben dabei, weil es aus unserer Sicht sinnvoll ist. Und dann natürlich mit einem Faxgerät!
Allerdings -und das ist im Moment ein alles entscheidendes Hindernis- ist das nur dann umsetzbar, wenn wir auch eine Löschgruppe haben.
Mit denen, die wollen, mit denen, die gerne das Ehrenamt in der FFW ausüben, mit denen, die gerne FW-Kameradin oder FW-Kamerad sind, mit denen, die die Vergangenheit ruhen lassen und mutig nach vorne schauen, mit denen möchten wir als Dorfgemeinschaft, als Einwohner und als Gemeinde die Zukunft des Brandschutzes mit einer Löschgruppe für das Dorf gestalten.
"Wer mit Maßstäben der Vergangenheit misst wird die Aufgaben der Zukunft nicht sehen und damit der Gegenwart nicht gerecht werden." Ein Satz von Mark Twain, mit dem ich meine heutigen Grußworte schließe.
Austritte
Am Ende der Jahreshauptversammlung gaben neun Kameraden Ihren Austritt bekannt. Damit besteht die Freiwillige Feuerwehr Thandorf jetzt noch aus vier Kameraden.